G-CSF

G-CSF (Granulocyte Colony Stimulating Factor) Granulozyten-Kolonie stimulierender Faktor

G-CSFIm Fenruar 2011 wurde im offiziellen Fachjournal der American Society for Reproductive Medicine (ASRM), Fertility and Sterility die Behandlung mit G-CSF vorgestellt, um nicht ausreichend aufgebautes Endo-metrium während der IVF-Behandlung zu verbessern.

Ein nicht ausreichend aufgebautes Endo-metrium bedeutet, dass die Dicke der Schleimhaut zu gering ist. Eine Optimale Dicke liegt zwischen 7 und 15 mm.

Der Aufbau des Endometriums hängt sowohl von der Blutversorgung zur Gebärmutter als auch dem Östrogenspiegel ab, da letzterer den Schleimhautaufbau bedingt. Schlechtes Endometrialgewebe, Wiederholte Anwendung von Clomifen (ein Medikament zur Auslösung des Eisprungs) und manchmal auch die lange Einnahme oraler hormoneller Verhütungsmittel mit hohen Progestagendosen stehen oft mit der Ausbildung eines zu dünnen Endometriums und Gewebeschwund in der Gebärmutter in Zusammenhang. Das heißt also, je länger eine Frau Progestagene einnimmt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie in Folge dessen kein ausreichendes Endometrium mehr aufbaut. Die Gründe für ein vermindertes Ansprechen auf Östrogene sind weitgehend unbekannt, wobei dies bei älteren Patientinnen öfter vorkommt als bei jungen.

Der Effekt von G-CSF auf ein gering aufgebautes Endometrium wurde vor einigen Jahren zufällig entdeckt. Allerdings weiß man auch bis heute nicht welche Frauen ansprechen und welche nicht. Unserer Erfahrung nach sprechen etwa 30% der behandelten Frauen auf G-CSF an. Der Wachstumsfaktor kann in bestimmten Fällen die Wahrscheinlichkeit einer Einnistung in die Gebärmutterschleimhaut auch bei schwachem Ansprechen des Endometriums erhöhen.

Was ist G-CSF?

Der Granulozyten-Kolonie stimulierende Faktor ist ein Peptidhormon, das als Zytokin (Botenstoff) unter anderem bei Entzündungen vom Körper ausgeschüttet wird und die Bildung von Granulozyten (eine bestimmte Art von Immunzellen) anregt. Neupogen (Filgrastim) ist ein synthetisch (rekombinant) hergestelltes G-CSF. Natürlicherweise kommt G-CSF in höheren Konzentrationen in Follikeln vor, wenn gesunde Eizellen heranreifen. Auch in gesunden Embryonen und der Plazenta liegen hohe G-CSF-Konzentrationen vor. Daraus kann man schließen, dass es bei der Kommunikation zwischen befruchteter Eizelle und Schleimhaut eine Rolle spielt und die Implantation des Embryos beeinflusst.

Der potenzielle Nutzen von G-CSF ist eine erfolgreiche Implantation des Embryos nach in-vitro Fertilisation, wenn frühere Transfers nicht erfolgreich waren.

Potenzielle Kandidaten für die Behandlung mit G-CSF sind:

1) Frauen mit unzureicheneder Entwicklung des Endometriums
2) Frauen mit mindestens zwei erfolglosen Embryotransfers wobei fünf oder mehr hochqualitative Embryonen transferiert wurden.
3) Frauen über 40 mit verringert Chance schwanger zu werden.
4) Frauen mit verringerter Eierstocksfunktion (FSH größer/gleich 10,0) oder bei schlechtem Ansprechen der Eierstöcke auf Stimulation in der Vorgeschichte (bei altersentsprechender Standardstimulation).
5) Frauen mit wiederholten Aborten (drei und mehr)

Wichtig zu wissen:
• Die Behandlung mit G-CSF für diese Indikation wurde bisher weder durch die amerikanische Gesundheitsbehörde (Food and Drug Administration – FDA) noch durch die europäischen Behörden (EMA) genehmigt. Die Behandlung befindet sich in einem experimentellen Stadium.
• Mögliche unerwünschte Nebenwirkungen auf die Schwangerschaft sind unbekannt und können derzeit nicht berücksichtigt werden. Das Medikament ist zur Zeit als Klasse-C-Medikament für den Gebrauch während der Schwangerschaft eingestuft und soll nur bei eindeutiger Indikation zum Einsatz kommen. Bis heute konnten in Studien bei behandelten Patientinnen keine negativen Auswirkungen auf die Embryonen und die Schwangerschaftsentwicklung festgestellt werden.