Prä-Implantations-Diagnostik (PID / PGD / PKN)

PID / PGD = Prä-Implantations-Diagnostik / Pre-Implantation Genetic Diagnosis mittels Embryobiopsie

Die Präimplantationsdiagnostik ist ein diagnostisches Verfahren zur Untersuchung der Embryonen im 6-8-Zellstadium sowie neuerdings auch im Blastozystenstadium. Dabei wird nach genetisch bedingten Erbkrankheiten gesucht. Sie wurde zu Beginn der 90er Jahre entwickelt und wird vor allem in Spanien, Zypern, Russland, Australien, Belgien, England und den USA angewandt. Lediglich die deutschsprachigen Länder (DE, CH, AT) sowie in Italien haben ein komplettes Verbot dieser unter bestimmten Indikationen sehr sinnvollen Methode.[show-hide]

Voraussetzung für die Präimplantationsdiagnostik ist die In-vitro-Fertilisation, da nur in Vitro dem Embryo Zellen entnommen werden können. Anschliessend werden die Embryonen im Labor auf genetische Fehler untersucht. Es werden je nach Indikationsstellung 2 – 9 Chromosomen untersucht. Neuerdings auch mit Arrays 23 Chromosomen. Eine Unterscheidung nach dem Geschlecht ist ohne medizinische Indikation nur in wenigen Ländern zulässig (Russland, USA, Zypern) und ethisch äusserst problematisch. Ein ungezieltes Screening ist erst mit der Array – Technik möglich geworden. Die gezielte Suche nach familiär vererbten Krankheiten ist die eigentliche Domäne dieser Methode. Die bisherige PGD – Methode verbessert nicht generell die Schwangerschaftsrate. Die Array – Technik erlaubt erstmals ein Screening (PGS – Pre-Implantation Genetic Screening) und unter bestimmten Voraussetzungen eine Verbesserung der Schwangerschaftsrate.[/show-hide]

Die Prä-Implantations-Diagnostik (PID) oder, wie sie im angloamerikanischen Raum bezeichnet wird, die Pre-Implantation Genetic Diagnosis (PGD), wurde ursprünglich als Alternative zur Pränatal-Diagnostik, welche entweder durch Amniozentese oder Chorionzottenbiopsie vorgenommen wird, entwickelt.

Die Pränataldiagnostik ist nur möglich, wenn die Schwangerschaft bereits etabliert ist, während die PID/PGD schon vor Eintritt einer Schwangerschaft am Embryo möglich ist.

Defekte, die man dabei entdeckt, können zur Zeit nicht korrigiert werden, aber Embryonen, die Träger dieser Defekte sind, sollen sich nicht weiterentwickeln können, sie werden daher nicht in die Gebärmutter transferiert.

Wann ist eine PGD sinnvoll? [show-hide]

Die Gründe für eine genetische Untersuchung/Beratung können vielfältig sein. Sie kann vor oder während einer Schwangerschaft sinnvoll sein. Vor einer geplanten Schwangerschaft kann es um die Frage einzelner oder familiär auftretender Erkrankungen (Erbkranklheiten) oder Entwicklungsstörungen mit schwerwiegenden Folgen für Kind und Eltern gehen.

Zunächst standen bei der Entwicklung der PGD geschlechtsgebundene Krankheiten im Vordergrund wie die Hämophilie oder Muskeldystrophie, die an das männliche Geschlecht gebunden sind, aber von der Frau übertragen werden.

Neben der Untersuchung auf monogene Erkrankungen wird die PGD oder PGS inzwischen vornehmlich zur Feststellung chromosomaler Abweichungen (Aneuploidien) eingesetzt, seit ein Zusammenhang von Fehlgeburten und numerischen Chromosomenveränderungen erkannt wurde, die etwa für die Hälfte der Aborti verantwortlich sind.

Durch eine Überprüfung der Chromosomen soll das Problem der hohen Abortrate nach IVF gelöst werden, die durch das Einpflanzen von Eizellen mit Chromosomenaberrationen entstehen. Besonders Frauen im reiferen Alter und mit wiederholten Aborti sollen am meisten von der PGD profitieren.

Zusammenfassung[/show-hide]

Technik: Blastomerenbiopsie

Befundung von genetischen Defekten des Embryos. Die Untersuchung erfolgt am dritten Tag im 6–8 Zell-Stadium des Embryos an ein bis zwei Zellen (Blastomeren) oder als Blastozystenbiopsie am Tag 5 (Trophoektoderm-Biopsie).

Untersuchungstechnik: Polymerase Chain Reaction (PCR) oder Fluorescence In Situ Hybridisation (FISH)

Vorteil:

genetische Abklärung des Embryos (mütterlicher und väterlicher Anteil)

Analyse von Einzelgendefekten möglich

Nachteil:

spätere Diagnosestellung – Blastocystenkultur nötig (Tag 5 Transfer)

mögliches Restrisiko durch Mosaikbildung der Chromosomen in den Zellen (v.a. bei Entnahme von einer Blastomere). Gilt für Tag 3 Biopsien.

PID / PGD = Prä-Implantations-Diagnostik / Pre-Implantation Genetic Diagnosis mittels Polkörperchen-Diagnostik (PKN)

Die PKN wird überwiegend in Deutschland angewandt. Sie ist dort zulässig.Vorteil ist die Verwendung lediglich eines vom Embryo nicht genutzten Teils der mütterlichen Genetik. der Embryo selbst wird also nicht biopsiert.[show-hide]

Zusammenfassung

Rückschlüsse auf genetische Defekte der Eizelle

Die Untersuchung erfolgt am Tag der Eizellentnahme am 1. und eventuell 2. Polkörperchen.

Untersuchungstechnik: Fluorescence In Situ Hybridisation (FISH)

Vorteil:

frühe Diagnosestellung möglich

Nachteil:

nur Aussage über die Eizelle möglich

genetische Defekte der Samenzelle bzw. des Embryos werden nicht erfasst

falls das 2. Polkörperchen aus technischen Gründen nicht entfernt werden kann, wird in ca. 5% eine Fehlverteilung der Chromosomen nicht erkannt

Indikationen

Risiko einer kindlichen chromosomalen Abweichung (z.B. Trisomie 21 etc.) durch erhöhtes mütterliches Alter

Wiederholte Aborte (Abortus habitualis)

Auffällige Embryonalentwicklung nach IVF (embryonic arrest)

Wiederholtes Einnistungsversagen nach IVF

Kindliche genetische Erkrankung bei einer vorangegangenen Schwangerschaft

Bekannte balancierte Translokationen

Bekannte autosomale oder geschlechtschromosomal gebundene Erkrankungen (z.B. Hämophilie, Klinefelter etc.)

Bekannte Einzelgen – Defekte (z.B. Cystische Fibrose)
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